Ja, meine Bücher sind kritisch, denn:
Das sogenannte „Christliche Abendland“ befinden sich im Sinkflug. Überall auf der Welt wachsen die Gemeinden und bekehren sich Menschen – nur nicht im „aufgeklärten Westen“ und schon gar nicht in unserem „fortschrittlichen“ Deutschland.
Gott ist im alltäglichen Fokus, Jesus befreit laufend Menschen und der Heilige Geist ist sicht- und spürbar am Wirken. Aber nicht hier, nicht bei uns!
Es ist offensichtlich. Aber trotzdem leisten wir uns den Luxus, weder uns selbst noch unsere Gemeindetheologie und schon gar nicht unseren alltäglichen „christlichen“ Lebensvollzug endlich mal grundsätzlich auf den Prüfstand zu stellen. Und ich meine jetzt nicht einfach nur die EKD, sondern insbesondere die Freikirchlicher und Evangelikalen. Also die, die meinen, es besser zu wissen und geistlicher zu glauben.
Selbstkritik? Fehlanzeige. Wir haben alles kapiert, wir wissen alles und vor allem: Wir glauben richtig! Wir haben "die Wahrheit"! Selbstreflektion halten wir deshalb für überflüssig und für kritische Anfragen haben wir lediglich ein (besserwisserisches) Lächeln übrig. Stur und unbelehrbar beharren wir flächendeckend und kongregationsübergreifend auf dem Standpunkt: „Im Großen und Ganzen ist bei uns Frommen alles in Ordnung, nur punktuell könnten wir uns noch an der einen oder anderen Stelle etwas verbessern…“.
Wirklich? Wäre unsere geistliche Situation hierzulande nicht längst Anlass genug, uns an die „Basics“ heranzuwagen und unseren aktuellen Frömmigkeitsstil nochmals „von ganz vorne“ zu überbedenken?
Beispielsweise:
Unser frommer Lebensstil
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Jesus betont mehrfach und mit Nachdruck, dass Jüngerschaft ausschließlich durch „Umkehr“ (von Luther mit „Busse“ übersetzt) begründet wird. Wo aber sind wir Evangelikalen „umgekehrt“, gehen also nachweislich in eine völlig andere Richtung als unsere weltliche Umgebung?
Etwa punkto Gehalt oder punkto Urlaub? Vielleicht beim Häuslebau oder bei unserer Geldanlage inklusive Rentenabsicherung? Oder etwa beim Fernsehkonsum und unserer Freizeitgestaltung? Man sage mir: Wo genau sind wir tatsächlich „umgekehrt“, also völlig anders als alle anderen um uns rum? Müsste es nicht für uns Bibelkenner unübersehbar sein, dass Jesus unter „Umkehr“ nicht lediglich eine gedankliche Umorientierung in Teilbereichen versteht wie etwa „Schöpfung statt Evolution“, „öfters Beten und weniger Fluchen“ und „Überzeugt sein, dass man in den Himmel kommt“? Wenn das tatsächlich schon alles sein sollte, was unsere „Umkehr“ ausmacht: Sind wir dadurch tatsächlich bereits "Nachfolger" von Jesus? Auch in Jesu Augen? |
Unser Glaubensverständnis
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Könnte es sein, dass wir „Glauben“ inzwischen fast völlig von unserem Lebensstil gelöst haben und ihn fast nur noch philosophisch verstehen und praktizieren? Dergestalt nämlich, dass wir als oberste Maxime „Hauptsache, wir glauben das Richtige!“ verinnerlicht haben und dadurch de facto zu rein intellektuellen „Gläubigen“ verkümmern.
Folgerichtig betreiben dann auch die Hochgebildeten unter uns Theologie als „Geisteswissenschaft“! Ob das so von Jesus gedacht war? |
Unsere Gemeinden
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Unübersehbar wachsen bei uns fast ausschließlich solche Gemeinden, die technisch und optisch hochgerüstet sind und deren Leiter Entertainer-Qualitäten aufweisen.
Könnte es demzufolge vielleicht sein, dass solches Gemeindewachstum nicht unbedingt geistlich gegründet ist, sondern eher darauf basiert, dass unsere Besucher „Entertainment“ als Kernerwartung an einen Gottesdienst mitbringen und Kirche im Wesentlichen als „Dienstleister“ betrachten? Und könnte es sogar sein, dass sich diese Erwartungen (also „Entertainment“ und „Dienstleister“) inzwischen bereits auf das persönliche Jesus-Verständnis dieser „Gläubigen“ übertragen: „Jesus, der immer für mich da ist und alles für mich tut!“? |
Unser Pastorenverständnis
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Warum schicken wir unsere Jugendlichen auf teure theologische Ausbildungsstätten und lassen sie vier oder gar fünf volle Jahre biblische Sprachen, Kirchengeschichte, Bibelauslegung, Gemeindeleitung, Seelsorge und noch vieles mehr studieren - und misstrauen ihnen anschließend, wenn sie uns Kirchgänger dann als „ausgebildete“ Pastoren oder Pfarrer einen Schritt weiterbringen wollen?
In unseren Gemeinden stoßen sie nämlich fast ausschließlich auf Besserwisser und Heiligungsverweigerer, weil die überwiegende Mehrheit der frommen Christen schon wenige Jahre nach ihrer Zuwendung zum Christentum felsenfest davon überzeugt ist, bereits weitaus genügend vom „Christsein“ verstanden zu haben und zu leben, so dass geistliches Dazulernen für sie absolut überflüssig sei... |
Unsere Literatur
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In unseren christlichen Bücherstuben und auf den evangelikalen Gemeinde-Büchertischen bieten wir fast ausschließlich aufbauende und tröstliche Literatur an – aber die meisten Christen werden dadurch offensichtlich nicht „aufgebaut“, sondern stagnieren weiter. Und ergänzend geben ihnen die „tröstlichen“ Schriften dann noch das Gefühl, dass sie zwar leider durchaus arm dran und höchst bemitleidenswert seien, aber ansonsten ganz in Ordnung.
Kritische oder gar selbstkritische Bücher sucht man hingegen im frommen Sektor vergeblich… |
Alles weit hergeholt?
Ich habe viele Jahre in freikirchlichen Gemeinden gedient – sowohl als einfacher Mitarbeiter wie auch als Theologe und leitender Pastor. Und bin dabei mehr und mehr ins Nachdenken gekommen. Denn ich habe Haarsträubendes erlebt. Und zwar laufend, immer wieder. Dermaßen oft, dass ich vom Nachdenken ins Fragen gekommen bin. Genauer: Ins "Hinterfragen". Entgegen dem Trend, denn eine meiner Schlüsselerkenntnis ist inzwischen diese: Evangelikale hinterfragen sich nicht selber. Nie! Und wenn doch mal, dann höchstens betreffend eines marginalen, unbedeutenen Nebenaspekts des Glaubens. Aber niemals im grundsätzlichen Bereich. Der ist absolut tabu.
Also schreibe ich. Über Themen, die nicht am Schreibtisch entstanden sind, sondern im evangelikalen Gemeindealltag. Jetzt, am Schreibtisch, setzte ich lediglich die Erkenntnisse aus meinen Erlebnissen und Erfahrungen in Bücher um.
So schreibe ich.
Durchaus kritisch.
Ich habe viele Jahre in freikirchlichen Gemeinden gedient – sowohl als einfacher Mitarbeiter wie auch als Theologe und leitender Pastor. Und bin dabei mehr und mehr ins Nachdenken gekommen. Denn ich habe Haarsträubendes erlebt. Und zwar laufend, immer wieder. Dermaßen oft, dass ich vom Nachdenken ins Fragen gekommen bin. Genauer: Ins "Hinterfragen". Entgegen dem Trend, denn eine meiner Schlüsselerkenntnis ist inzwischen diese: Evangelikale hinterfragen sich nicht selber. Nie! Und wenn doch mal, dann höchstens betreffend eines marginalen, unbedeutenen Nebenaspekts des Glaubens. Aber niemals im grundsätzlichen Bereich. Der ist absolut tabu.
Also schreibe ich. Über Themen, die nicht am Schreibtisch entstanden sind, sondern im evangelikalen Gemeindealltag. Jetzt, am Schreibtisch, setzte ich lediglich die Erkenntnisse aus meinen Erlebnissen und Erfahrungen in Bücher um.
So schreibe ich.
Durchaus kritisch.